Agiles Arbeiten aus dem sonnigen Süden

14 10 2021 | innovation, Über uns

CRAILSHEIMER SOFTWARE-UNTERNEHMEN MACHT ORTSUNABHÄNGIGE ZUSAMMENARBEIT MÖGLICH

Arbeitswelt Am privaten Küchentisch arbeiten oder gar aus dem Lieblings-Café? Was vor ein paar Jahren nahezu undenkbar war, ist seit dem Beginn der Corona-Pandemie auch bei konservativeren Unternehmen möglich. Mittlerweile gibt es firmeninterne Regelungen, die es auch zukünftig ihren Angestellten erlauben, zumeist tageweise von Zuhause ihrer Berufstätigkeit nachzugehen – mobiles Arbeiten.

Einen Schritt weiter geht das Crailsheimer Software-Unternehmen H&F Solutions. Seit der Gründung im Jahr 2018 entscheidet dort jeder Mitarbeiter selbst, ob er lieber aus den eigenen vier Wänden oder im Büro – einem Coworking Space – arbeiten möchte. Und das auch in Crailsheim. Wenn Sie das nächste Mal im Café sitzen, könnte es sein, dass neben Ihnen ein H&F Mitarbeiter bei seiner Arbeit sitzt. Möglich macht das unter anderem die agile Arbeitsweise nach der Scrum-Methodik.

Dabei setzt sich das Team im Vorfeld mit den sogenannten Product Owner, dem Auftraggeber, zusammen und schafft Klarheit darüber, welche Themen gerade anstehen und was davon in den nächsten zwei Wochen erarbeitet werden kann. Nach dieser zweiwöchigen Arbeitsphase, dem Sprint, findet eine emotionale Retrospektive statt. In diesem offenen Diskussionstermin wird reflektiert, was gut und was nicht so gut gelaufen ist. Somit wird kontinuierlich Fortschritt erzeugt. Transparenz und Offenheit sind dabei extrem wichtig. Gerade diese schonungslose Offenheit ist nicht jedermanns Sache. Wer sich als Mitarbeiter nicht öffnen möchte, wird daher in einer agilen Organisation kaum Chancen haben zu bestehen. 

Ein großer Vorteil der agilen Arbeitsmethode ist beispielsweise das Loslösen von festen Arbeitszeiten. Dies gibt den Mitarbeitern die nötige Flexibilität, ihren Tag frei einzuteilen. Die vielbeschworene Work-Life-Balance greift hier. Produktmanager Jens Wolf aus Würzburg spart sich dadurch über das Jahr viele Stunden und kann so mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen. „Durch die wegfallende Fahrt ins Büro habe ich pro Tag mindestens zweieinhalb Stunden mehr Freizeit.“ Den Kontakt zu seinen Kollegen hält der Projektmanager per Videokonferenzen mit der Software Microsoft Teams, welche auch in vielen Schulen zum Einsatz kommt.

„Tablet oder Notebook, eine schnelle Internetanbindung und ein Headset – mehr benötigt man nicht um bei uns arbeiten zu können – außer etwas Know-how“ erklärt Geschäftsführer und CEO Tobias Hertfelder schmunzelnd. „Unsere Mitarbeiter müssen nicht alle physisch im selben Büro sitzen. Unsere Arbeit lässt sich von nahezu jedem Ort der Welt verrichten“. 

Auch Marketing-Leiterin Valerie Lee kann seitdem sie bei der H&F tätig ist Beruf und Familie besser miteinander vereinen. „Ich kann mir meine Arbeitszeit flexibel einteilen. Bei Bedarf treffe ich mich mit meinem Marketingteam auch im Coworking Space in der Haller Straße. Dort haben wir Besprechungsräume, in die wir uns zurückziehen können, wenn noch weitere Kollegen vor Ort sind und es einmal lauter wird.“ In den hell eingerichteten offenen Räumlichkeiten gibt es zudem keine fest zugeordneten Arbeitsplätze. Stattdessen wählt sich jeder einen freien Platz und kann dort problemlos sein Tablet oder Laptop mit dem Firmennetzwerk verbinden.

Per Videoanruf kündigt sich ein Kollege an. Der Software-Entwickler schreibt seinen Programmiercode mittlerweile aus Spanien. „Ich genieße das ortsunabhängige Arbeiten bei der H&F Solutions. Das ermöglicht mir ein Maximum an Flexibilität und ich kann dabei meiner Reiselust nachgehen“, freut sich der 26-Jährige, der seit drei Monaten in Valencia lebt.

Neben den Software-Entwicklern arbeitet seit diesem Sommer auch das Marketing-Team agil. Mit Hilfe des Online-Organisations-Tools Trello werden nach der Projektmanagementmethode Scrum selbstständig Aufgabenpakete erarbeitet und im Team abgestimmt. Das „Ich“ wird bewusst zurückgestellt, damit das „Wir“ und das gemeinsame klar definierte Ziel in den Vordergrund rückt. „Zwei bis drei selbst kreierte Aufgaben pro Woche wirken befreiender als ein unüberschaubares Aufgabenpaket, das einem der Chef vorsetzt“, betont CTO Philipp Futterknecht. Allerdings macht Agiles Arbeiten ohne den Eigenantrieb der Mitarbeiter nur wenig Sinn. Der Mensch muss sich emotional auf neue Methoden einlassen. Auch wenn dies zunächst einmal dem Drang der Menschen nach Beständigkeit wiederstrebt. 

Bis die agile Projektmethode erfolgreich eingeführt war hat es allerdings einige Zeit gedauert. „Agilität ist gelebte Veränderung. Mit diesem Wandel kommt nicht jeder Mitarbeiter klar.“ Wie bei vielen Unternehmen kommen auch bei der H&F die meisten Mitarbeiter aus klassischen Unternehmenskulturen. Konservative Ansätze oder die klassische Arbeitszeit von 9 bis 17 Uhr widersprechen den neuen Methodiken. Agiles Arbeiten bzw. gerade das ortsunabhängige Arbeiten schließt nicht aus, dass man seinen Kollegen auch persönlich gegenübersteht. Es hat noch durchaus seinen Reiz, wenn man ab und zu seine Kollegen live trifft, nicht nur via Videokonferenz. Wie bei so vielem im Leben gilt auch hier: die Mischung machts.

So richtete das Unternehmen dieses Jahr zum zweiten Mal die Entwickler-Konferenz „Developer Conference“ aus – wie bereits im Vorjahr als hybrides Event (das HT berichtete). Zum einen virtuell aber gleichzeitig auch live vor Ort in der Crailsheimer Firmenzentrale. Zwei Tage lang drehte sich in Vorträgen und Workshops alles um die Zukunft von Vernetzung und Prozessautomatisierung. Neben Networking standen die Vorstellung der aktuellen Software und die gemeinsame Ausrichtung auf die nächste Etappe der H&F Roadmap klar im Fokus. Zum ersten Mal in der Firmenhistorie waren Mitarbeiter aus mehreren Ländern vor Ort.

Autorin

Valerie Lee

Valerie ist Mitglied unseres Marketing-Teams und für den Bereich Social Selling & Events zuständig. Neben Fachthemen zu diesem Bereich beschäftigt sie sich vornehmlich mit unternehmensinternen Themen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner